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Das Weinjahr 2020

Timo Dienhart • Okt. 30, 2020

Wir starteten nach einem relativ milden, nahezu frostfreien und trockenen Winter ins neue Jahr. Der Februar brachte mit rund 200mm Niederschlag sogar örtliche Hochwasser. Wie wichtig dieser Niederschlag noch werden würde war uns damals noch nicht klar.
Der Austrieb war früh. Das bedeutet immer eine lange Zitterpartie, denn ab dem Zeigen des ersten Grüns ist eine einzige Frostnacht mit -0,5 ° C gerne schon ausreichend, um schlimme Schäden anzurichten. Einmal war es auch haarscharf, aber wir hatten dieses Jahr enormes Glück – keine Schäden!
Die Rebblüte war leicht verfrüht und verlief verzettelt. Die Witterung war heiß und trocken – sehr trocken! Generell kommen wir mit zu trockenem Wetter oft besser zurecht als mit zu viel Regen. Kaum Pilzdruck, moderater Wuchs, nicht zu viel Ertrag. Damit einher gehen weniger Laub- und Mäharbeiten.  

Wir waren bis Ende Juni noch sehr, sehr zufrieden mit dem Vegetationsverlauf. Dann wurden die Sorgenfalten wegen des Trockenstresses größer und wir begannen, die Jungfelder zu bewässern. Es ist einfach unfassbar anstrengend, die Babyreben vor dem Verdursten zu retten. Auch das Ausdünnen des Pinots ist viel Arbeit und kostet uns Ertrag, steigert aber die Qualität. Die Mühe hat sich schlussendlich auch wieder gelohnt. Qualität kommt nun mal nicht nur wörtlich von Qual.
Die Lese begann am 11. September mit super reifem Sauvignac und einem winzigen Erstlingsertrag. Es ging dann, bei teilweise hochsommerlichen Temperaturen, über Auxerrois zu den Pinot Noir Träubchen. Die Qualität war hier extrem hoch und alles ziemlich konzentriert.
Die ersten Rieslinge kamen am 19.09. – ein fantastischer Kabinett! Superschöne, knackige Trauben mit intensivem Aroma durften wir lesen. Dann um den 23.09. der erste Regen, den wir noch sehr begrüßten. Leider wurde es danach nicht wieder richtig trocken und wir mussten ein wenig mehr sortieren. Insgesamt war die Traubengesundheit aber sehr, sehr gut. Es gab jedoch keine Rosinen für Auslesen. Die Lese wurde am 16.10. beendet.
Es gab sehr viele schöne Träubchen für unsere beliebtesten Weine Beetle, Kräuterwingert und die Gutsweine. Die Jungen blubbernden Gäste in unserem Keller versprechen erneut viel. Die Säure war moderat aber ausreichend hoch. Die Alkoholgehalte, insbesondere der Basics, werden etwas niedriger und damit noch trinkiger ausfallen. Es gibt auch wieder etwas Neues – zwei Pet Nats. Das sind während der Gärung abgefüllte Weine die „natürlich prickelnd“ sind.  

Fazit: Ein Jahr mit nervlicher Höchstbelastung – aber schlussendlich sehr versöhnlichem Ausgang den wir noch lange genießen dürfen!  

Impressionen:
von Timo Dienhart 21 Nov., 2023
ein Weinjahr der Extraklasse - aber es gab Hindernisse...
von Timo Dienhart 15 Nov., 2021
Nach wenigen sehr warmen Tagen im zeitigen Frühjahr brachte uns der große Polarwirbel Ende März den kältesten April seit langem. Es gab in diesem Monat 10 Frosttage. Zum Glück war der Austrieb noch nicht erfolgt und wir blieben von Frostschäden verschont. Durch die weltweite Klimaerwärmung beobachten wir über Winter steigende Temperatursummen. Das macht die Lage im Frühjahr immer brenzliger. Denn sobald das erste Grün sichtbar wird, ist die Rebe extrem frostanfällig. Das haben große Teile von Frankreich und auch andere südliche Weinbauregionen hart zu spüren bekommen. Der Mai startete extrem kühl und brachte einen sehr späten Austrieb. Unsere Begrünung war mal wieder wunderschön und auch die Pflanzung unseres Jungfeldes lief perfekt. Schauen Sie doch auch unsere Videos hierzu an. Dann kam der Sommer mit Turbowachstum. Der Juni war mit 12 Regentagen und 3,1°C über dem langjährigen Mittel warm und feucht. Im Juli verzeichneten wir 16 Regentage, die Durchnittstemperatur war genau im Mittel. 130mm Niederschlag fielen quasi an einem Stück, vom 13. - 15.07. – dabei kam es auch zur Flutkatastophe an Ahr, Kyll und Co. Das Moselhochwasser blieb unter kritischen Werten. Hier im Ort ging die Klostermühle „baden“, konnte aber schon bald den Regelbetrieb wieder aufnehmen. Die Reben wuchsen wie verrückt, leider auch der falsche Mehltau (= Peronospora oder kurz: „Pero“). Dieser heimtückische Pilz macht uns in solchen Jahren echt „graue Haare“. Wir verloren Träubchen um Träubchen. Es war wirklich hart. Zeitgleich versuchten wir mit voller Kraft, durch gute Laubarbeit und Bio Pflanzenschutz zu retten, was zu retten war. Das Wetter während der Lese war mit wenig Regen, viel Sonne und kühlen Temperaturen, dann sehr versöhnlich. Unser Team leistete großartige Selektionsarbeit. Ganz großes Kino war dieses Jahr der Sauvignac. Er ist nämlich resistent gegen die Pero. So konnten wir wenigstens diesen und den Cabernet blanc „normal“ ernten. Beim Pinot Noir war die Ernte extrem schwierig. Den beginnenden Befall durch die Kirschessigfliege haben wir mühsam und sorgfältig ausselektiert. Am Ende gab es zwar keine maischevergorenen Rotweine, aber feinen Pet Nat, Blanc de Noirs, Rosé und Sektgrundwein für unseren Crémant. Der Auxerrois war leider ein Totalausfall, der kleine Ertrag unseres Chardonnays jedoch wunderschön - es reichte immerhin für ein kleines Holzfass. Die Rieslinge kamen auch mit enormer Aromenkonzentration. Es wird aber einige Weine NICHT und viele in zu knapper Menge geben. Die Qualität von allem, was wir im Keller haben, finden wir einfach fantastisch. Fazit: Wirtschaftlich eines der schwierigsten Jahre, steigende Kosten bei zu wenig Ertrag. Wir freuen uns aber über das, was übrig geblieben ist und hoffen mit dem Bestand der Vorjahre die Lücke einigermaßen schließen zu können. Sie sollten auf jeden Fall frühzeitig Ihren Bedarf sichern. 
von Timo Dienhart 11 Sept., 2020
Das perfekte Dinner? Ich war Protagonist bei „Das Perfekte Dinner“ auf VOX. Das war eine ungewöhnliche und völlig neue Erfahrung für mich. Gesendet wurde zwar schon in der ersten Septemberwoche, es ist aber in der Mediathek bei TV-Now auch jetzt noch anzuschauen. (Premium kann man für einen Monat kostenlos testen).
von Timo Dienhart 03 März, 2020
Artenschutz, seit 1977 auf dem Weg zum Bioanbau...
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