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Tag des Artenschutzes 03.03.2020

Timo Dienhart • März 03, 2020
Schon lange ist es her –  bereits 1977 ist meinem Vater schon die verheerende Wirkung der damals gelehrten und praktizierten Weinbaumethode aufgefallen. Als er sich eine leichte Pflanzenschutzmittelvergiftung zuzog, beobachtete er zudem mit Schrecken, wie der massive Einsatz der Mineraldünger und Herbizide starke Schäden am wertvollen ökologischen Netz verursachte.

Erhöhte Nitratwerte im Grundwasser wurden damals schon kritisch hinterfragt und die Ökobewegung fing an lauter zu werden.
Glyphosat und andere noch schlimmere Herbizide führten zu enormen Verlusten an Lebensraum für Insekten. Hier ist der Vergleich von Abrissbirne und Bulldozern, die mitten durch ein belebtes Stadtviertel wüten, angebracht. Denn die „chemische Sense“ radiert Lebensraum für viele Nützlinge einfach weg.  Und logischerweise macht der Wirkstoff auch nicht an der Rebwurzel halt, man findet ihn schlussendlich auch im Wein – keine Fiktion – sondern harte Realität! Zudem provozierten das, infolge der fehlenden (Wurzel-)Struktur im Boden, sehr schnell schlimme Erosionen. Das ist untragbar, wäscht Nährstoffe aus, die eigentlich an Ort und Stelle gebraucht würden und belastet Grund- und Oberflächengewässer. Der Verlust des „Filetstücks“ der Feinerde ist die Folge. Guter Grund braucht Generationen um zu wachsen. Mein Vater suchte nach Alternativen.

Weinbau ohne Gift! Das muss doch möglich sein! Sein Vater entgegnete geschwind: "Dann bist Du schneller Bankrott als Du gucken kannst."

Der Schutz der Schöpfung war sein Gedanke, der ihn nicht mehr losließ. So begann er, zunächst alles was er kritisch sah, wegzulassen. „Bist Du jetzt so ein Schwein, der das Kraut im Weinberg wachsen lässt?!“ wurde er beschimpft, doch erste Erfolge stellten sich schnell ein: Erosion war passé, Lebensraum kehrte zurück. Es kostete eine Menge mehr Zeit und Kraft, und auch hier und da Quantität. Die Qualität seiner Weine war allerdings damals schon hervorragend.

Ein wichtiger Meilenstein auf unserer Reise: Die ECOVIN-Zertifizierung 1995

Ein langer Weg lag jedoch noch voraus. Meilensteine und Rückschläge gaben sich die Hand. Die Praxis musste einen Weg finden, der damals keinen gesetzlichen Rahmen hatte. 1985 wurde ECOVIN gegründet – damit auch die erste Biorichtlinie in Deutschland. Nicht dass mein Vater damals bereits gerne aufgesprungen wäre. Wir waren, wie viele andere Winzer in der Zeit, durch Realteilung und Hochzinsphase gebeutelt, konnten nur mit sehr begrenzten Mitteln in unserem Betrieb wirtschaften und uns nur eine sehr spartanische Ausstattung leisten. So musste der Erfolg hart erarbeitet werden, was ihn und seine Frau Maria aber täglich motivierte.
Der Betrieb wurde konsequent in diesem Sinne weitergeführt, um dann im Jahre 1995 auf zertifizierten Öko Anbau nach ECOVIN Richtlinien umgestellt zu werden. Die Mühen wurden belohnt: Das ökologische Netz verbessere sich zusehends, plötzlich waren wieder mehr und mehr seltene Schmetterlinge und Vögel in unseren Weinbergen.

Meine Ausbildung und Einstieg in den elterlichen Betrieb

Ich begann im Jahre 1998 meine Ausbildung. Anfangs im sehr renommierten „konventionellen“ Weingut Max Ferd. Richter in Mülheim. Hier lernte ich sehr viel über gute Kellerwirtschaft und auch Steilhangbewirtschaftung. Die „grüne“ Färbung kam dann im dritten Lehrjahr, im Betrieb Brüder Dr. Becker in Rheinhessen. Es erfüllte mich mit Ehrfurcht zu sehen, wie fruchtbar die Erde in diesen Weinbergen im Vergleich zu denen des „chemieliebenden“ Nachbarn war. Meine Praxiserfahrung wuchs und die Herausforderungen des Alltags, mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten, wurden mir mehr und mehr zur sportlichen Aufgabe. Nach der Lehre ging es dann noch für vier Semester nach Bad Kreuznach zur Fachschule. Dort hatte ich das riesige Glück, vorzüglich weitergebildet zu werden und auch die notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen zu bekommen. Nun war ich Weinbautechniker. Ich absolvierte noch einige Praktika, unter anderem im erstklassigen Betrieb Schäfer-Fröhlich an der Nahe. 

Erste hohe internationale Auszeichnungen unserer BIO-Weine 

In der Praxis arbeitete ich dann täglich mit viel Leidenschaft Hand in Hand mit meiner Familie und den Hilfskräften, um einer der besten Ökobetriebe an der Mosel zu werden. Die Erfolge kamen: 97 Punkte für unseren 2004er TITAN. Die nächsten Jahre hatten wir eine dominierende Rolle mit vielen Spitzenplatzierungen beim internationalen Weinpreis der Biofach. Allein 7x Großes Gold in 5 Jahren. Die gesamte Ökoweinbauszene wurde auf uns aufmerksam und die Nachfrage wuchs.
Zudem war ich von 2007 bis 2013 im ECOVIN Bundesvorstand und konnte dort die Geschicke des Verbandes aktiv mitgestalten, vieles bewegen und auch persönlich sehr viel lernen.  

Wir starteten weitere Projekte, um noch mehr für die Natur zu tun

Die Weinbergsfläche wuchs und Projekte, wie Artenschutzstreifen, Insektenhotels, Vogelstangen, Nistkästen und Begrünungsmanagement ebenso. Ich komponierte, auch mit viel Input meines kräuterkundigen Vaters, an einer speziellen Begrünungsmischung. Diese wird Jahr für Jahr gesät. So kann Nährstoff ideal fixiert, Lebensraum und fruchtbare Erde erhalten und sogar neu geschaffen werden. Leguminosen bringen nämlich, mit der Kraft der Sonne, auch neuen Stickstoff aus der Luft in den Boden. Wurzeln knacken Mineralien aus dem Urgestein und halten Feinerde fest. Im Sommer abgewalzte Kräuterteppiche bieten enorm viel Lebensraum, Futter für viele Arten und beschattet den Boden.
Weinbergspfirsich Bäumchen, Artischocken, und viele heimische Kräuter bekamen spezielle Hot-Spots. So kamen auch sehr seltene Vögel wie Gold- und Zippammer zurück. Vogelstangen für Greifvögel halten uns in einem die Mäuse vom Reblaib. Bienen finden reichlich Nektar und befruchten die Blüten der Flora. Wildarten finden Refugien ihre bedrohten Speizies zu erhalten. Summa summarum ein spürbarer Quell der Motivation und die Reben danken es uns mit herausragend guten Träubchen.

Der Klimawandel begann schon Ende der 80er Jahre

Die Statistik des Klimawandels zeigte zwar schon beginnend mit dem Jahr 1988 in die heute als abgesichert eingestufte Richtung – aber es war medial noch nicht so präsent. Artensterben und Bienenschutz waren damals nur Nebensächlichkeiten und sind heute deutlich relevanter in öffentlicher Diskussion. Die gute Nachricht war und bleibt – wir können alle etwas tun! Jeder von uns kann mit seinem Verhalten dazu beitragen, die Natur, die Insekten und letztendlich unser aller Lebensraum zu schützen.

2013 weiterer Umbau des Betriebs: Effizientes Energiesystem durch Solarstrom, Eisspeicher, und komplettes nachhaltiges Betriebskonzept

So bauten wir auch 2013 unseren Betrieb – mit viel Liebe zum Detail - konsequent weiter um. Mit dem Niedrigzins einer Projektfinanzierung, die unser hocheffizientes Energiesystem unterstütze, wurde ein großer Meilenstein gesetzt. Mit viel Sonnenstrom, Erdwärme sowie Eisspeichern für unseren Betrieb bestmöglich konzipiert und umgesetzt. Die Weine können nun noch effektiver und ohne Probleme ideal temperiert werden. Die Produktion und Lagerung der neuen Kapazitäten ist nun auch deutlich erleichtert. Die Klimabilanz des Betriebs ist vorbildlich. Auch für Produktionseffizienz und Qualität unserer Weine ein Vorteil.

Perfekter Trinkgenuss und nachhaltiger Konsum

Wir wollen geschmacksintensive Unikate in liebevoller Handarbeit herstellen. Dazu nutzen wir die Kraft der Natur. Das können auch Sie schmecken. Probieren und genießen Sie einen unserer Spitzenweine!
Für uns ist der Tag des Artenschutzes ein wichtiger Tag, der uns jedes Jahr anspornt, unseren vor über 40 Jahren eingeschlagenen Weg zu nachhaltigen Weinanbau im Einklang mit der Natur weiterzugehen. Es ist ein Tag, an dem wir bei einem Glas Wein unsere kleinen Erfolge feiern: Die Schmetterlinge und Bienen in den Weinbergen.
Was bedeutet der Tag des Artenschutzes für Sie?
Lassen Sie uns anstoßen! Ergo Bibamus - Also lasset uns trinken!op shop shop

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von Timo Dienhart 21 Nov., 2023
ein Weinjahr der Extraklasse - aber es gab Hindernisse...
von Timo Dienhart 15 Nov., 2021
Nach wenigen sehr warmen Tagen im zeitigen Frühjahr brachte uns der große Polarwirbel Ende März den kältesten April seit langem. Es gab in diesem Monat 10 Frosttage. Zum Glück war der Austrieb noch nicht erfolgt und wir blieben von Frostschäden verschont. Durch die weltweite Klimaerwärmung beobachten wir über Winter steigende Temperatursummen. Das macht die Lage im Frühjahr immer brenzliger. Denn sobald das erste Grün sichtbar wird, ist die Rebe extrem frostanfällig. Das haben große Teile von Frankreich und auch andere südliche Weinbauregionen hart zu spüren bekommen. Der Mai startete extrem kühl und brachte einen sehr späten Austrieb. Unsere Begrünung war mal wieder wunderschön und auch die Pflanzung unseres Jungfeldes lief perfekt. Schauen Sie doch auch unsere Videos hierzu an. Dann kam der Sommer mit Turbowachstum. Der Juni war mit 12 Regentagen und 3,1°C über dem langjährigen Mittel warm und feucht. Im Juli verzeichneten wir 16 Regentage, die Durchnittstemperatur war genau im Mittel. 130mm Niederschlag fielen quasi an einem Stück, vom 13. - 15.07. – dabei kam es auch zur Flutkatastophe an Ahr, Kyll und Co. Das Moselhochwasser blieb unter kritischen Werten. Hier im Ort ging die Klostermühle „baden“, konnte aber schon bald den Regelbetrieb wieder aufnehmen. Die Reben wuchsen wie verrückt, leider auch der falsche Mehltau (= Peronospora oder kurz: „Pero“). Dieser heimtückische Pilz macht uns in solchen Jahren echt „graue Haare“. Wir verloren Träubchen um Träubchen. Es war wirklich hart. Zeitgleich versuchten wir mit voller Kraft, durch gute Laubarbeit und Bio Pflanzenschutz zu retten, was zu retten war. Das Wetter während der Lese war mit wenig Regen, viel Sonne und kühlen Temperaturen, dann sehr versöhnlich. Unser Team leistete großartige Selektionsarbeit. Ganz großes Kino war dieses Jahr der Sauvignac. Er ist nämlich resistent gegen die Pero. So konnten wir wenigstens diesen und den Cabernet blanc „normal“ ernten. Beim Pinot Noir war die Ernte extrem schwierig. Den beginnenden Befall durch die Kirschessigfliege haben wir mühsam und sorgfältig ausselektiert. Am Ende gab es zwar keine maischevergorenen Rotweine, aber feinen Pet Nat, Blanc de Noirs, Rosé und Sektgrundwein für unseren Crémant. Der Auxerrois war leider ein Totalausfall, der kleine Ertrag unseres Chardonnays jedoch wunderschön - es reichte immerhin für ein kleines Holzfass. Die Rieslinge kamen auch mit enormer Aromenkonzentration. Es wird aber einige Weine NICHT und viele in zu knapper Menge geben. Die Qualität von allem, was wir im Keller haben, finden wir einfach fantastisch. Fazit: Wirtschaftlich eines der schwierigsten Jahre, steigende Kosten bei zu wenig Ertrag. Wir freuen uns aber über das, was übrig geblieben ist und hoffen mit dem Bestand der Vorjahre die Lücke einigermaßen schließen zu können. Sie sollten auf jeden Fall frühzeitig Ihren Bedarf sichern. 
von Timo Dienhart 30 Okt., 2020
Impressionen:
von Timo Dienhart 11 Sept., 2020
Das perfekte Dinner? Ich war Protagonist bei „Das Perfekte Dinner“ auf VOX. Das war eine ungewöhnliche und völlig neue Erfahrung für mich. Gesendet wurde zwar schon in der ersten Septemberwoche, es ist aber in der Mediathek bei TV-Now auch jetzt noch anzuschauen. (Premium kann man für einen Monat kostenlos testen).
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